Donnerstag, 14. Januar 2010

Casino-Kapitalismus der Gewerkschaften

Überhöhte Renditeerwartungen – eine Gefahr für die 2. Säule


Die vom Bundesrat angenommene Anlagerendite zur Berechnung des BVG-Umwandlungssatzes ist plausibel. Wie die NZZ zeigt, sind 3,5 bis 4,5 Prozent realistisch. Der Vorwurf der Gewerkschaften, die Renditeer-wartungen des Bundesrates seien zu niedrig angesetzt, greift damit ins Leere.

Der Umwandlungssatz legt fest, wie viel Prozent des angesparten Altersguthabens man als jährliche Rente ausbezahlt bekommt. Ein Umwandlungssatz von 7 Prozent bedeutet also, dass bei einem Altersguthaben von 100‘000 Franken eine Jahresrente von 7‘000 Franken ausbezahlt wird. Die zweite Säule ist so gestaltet, dass das angesparte Altersguthaben des durchschnittlichen Rentenbezügers die Renten bis ans Lebensende deckt. Der Umwandlungssatz hängt deshalb von zwei Faktoren ab: erstens von der durchschnittlichen Lebenserwartung und zweitens von der Renditeerwartung. Die Pensionskassen lassen das Geld nach der Pensionierung nicht einfach ruhen, sondern legen es an. Bei höherer Rendite kann also auch eine höhere Rente ausbezahlt werden.

Kritik der Gewerkschaften entbehrt jeglicher Grundlage
Laut Bundesrat und dem Bundesamt für Sozialversicherungen bedingt ein Umwandlungssatz von 6,4 Prozent eine durchschnittliche Rendite von 4,3 Prozent. Damit deckt das Guthaben eine durchschnittliche Bezugsdauer ab. Die Gewerkschaften behaupten, es seien viel höhere Renditen und somit auch ein höherer Umwandlungssatz möglich. Die NZZ zeigt in ihrem Artikel aber, dass die Erwartungen des Bundes optimistisch sind und sich an der oberen Grenze des Erwartbaren bewegen.

Unter Berücksichtigung der bisherigen Erfahrungen bezüglich der Schweizer und der Weltwirtschaft hat die NZZ die zu erwartenden Renditen bei typischen Anlagen von Pensionskassen geschätzt. Auch der Anteil von Aktien, Obligationen und Immobilien im Anlage-Portefeuille einer typischen Pensionskasse wurde in die Rechnung mit einbezogen. Die NZZ kommt so zum Schluss, dass eine Renditeerwartung zwischen 3,5 und 4,5 Prozent plausibel ist.

Gewerkschaften wollen mit Rentenbeiträgen Roulette spielen
Die Gewerkschaften handeln unverantwortlich, wenn sie weiterhin hohe Renditen fordern. Denn es geht um die Gelder der heutigen und künftigen Rentner. Unnötige Risiken bei den Anlagen müssen vermieden werden. Sonst sind die Renten gefährdet. Denn hohe Renditen, wie sie sie die Gewerkschaften fordern, sind nur mit hohem Risiko erreichbar. Das ist sicher nicht im Sinne der Rentenbezüger und der Beitragszahler. Die Gewerkschaften könnten genauso gut verlangen, dass die Pensionskassen mit unseren Rentenbeiträgen im Casino Roulette spielen.

Quelle: NZZ, 13.01.2009: 3,5 bis 4,5 Prozent pro Jahr – Eine Schätzung der langfristigen Renditeerwartungen der Pensionskassen. Zum Artikel